ENTNAZIFIZIERUNGSLAGER GLASENBACH
GING IN DIE GESCHICHTE EIN
Die amerikanische Besatzungsmacht USFA (United States Forced in Austria) betrieb im Großraum Salzburg drei Kasernen.
Aus „Camp Roeder“ wurde später die Schwarzenbergkaserne des Bundesheeres. USFA-Oberkommandierender Generalmajor Stafford LeRoy Irwin ließ die Garnison wegen der Nähe zu Flughafen und Westautobahn anno 1951 in der Gemeinde Wals-Siezenheim errichten.
In der Bauphase fanden hier rund 4000 Österreicher Arbeit.
Benannt wurde die für 8000 GI’s und auf eine Beständigkeit von zwanzig Jahren
(so lange rechnete die US-Army, in Österreich stationiert bleiben zu müssen) ausgelegte Großkaserne nach Robert F. Roeder.
Der Hauptmann aus dem US-Bundesstaat Pennsylvania war 1944 als Kompaniekommandant in der berühmten „Rainbow-Division“ (42. Infanteriedivision) beim Gemetzel am strategisch wichtigen Monte Battaglia in Italien gefallen.
Durch Granatensplitter schwerst verwundet, verweigerte Roeder den Transport ins Lazarett, sondern schleppte sich tapfer auf allen Vieren mit einem Gewehr durch die Reihen seiner Männer, um ihnen Mut zu machen. Wobei er selber schon halbtot im Kampf noch zwei Wehrmachtssoldaten erschoss, bevor ihn ein Granateneinschlag zerriss.
Im Camp Roeder hatte das „Taktische Kommando“ der US-Streitkräfte in Österreich seinen Sitz. Unter anderem mit Infanterie, Fliegerabwehr, 10,5- und 15,5-Zentimeter-Artillerie, Pionieren, Panzer-Aufklärung, Funker-Truppe und Fahrzeug-Instandhaltung.
SITZ DER MACHT
Ihr Verwaltungshauptquartier für die gesamte amerikanische Besatzungszone in Österreich (mit Ausnahme ihrer Wiener Sektoren) hatte die US-Armee im „Camp Riedenburg“ im Salzburger Stadtgebiet. Diese Kaserne ist heute Sitz des Bundesheer-Militärkommandos Salzburg.
Von diesem amerikanischen „Area Command“ im Camp Riedenburg aus wurden nicht nur die Garnisonen im Raum Salzburg sowie die Außenposten in St. Johann im Pongau, Saalfelden und Lofer befehligt, sondern auch die beiden Militärbasen in Oberösterreich: Der US-Reparatur- und Versorgungsstützpunkt am alten Wehrmachtsfliegerhorst Wels (heute „Hessenkaserne“ des Bundesheeres) und das jetzt beim Bundesheer „Fliegerhorst Vogler“ heißende „Camp McCauley“ in Hörsching.
Dieses war nach Hauptmann William S. McCauley benannt, der 1944 als Aufklärungs-offizier bei der Eroberung des nordrhein-westfälischen Bogheim-Kreuzau fiel.
VERWIRRSPIEL GLASENBACH
Als dritte Militärbasis in bzw. bei Salzburg nützten die Amerikaner – u. a. als Feldspital – in der Elsbethener Ortschaft Glasenbach die Rainerkaserne und nannten sie „Camp Truscott“. In Würdigung des in der legendären „Rainbow-Division“
(42. US-Infanteriedivision) gefallenen Hauptmanns Al Truscott. Dieser Stützpunkt hieß später beim Bundesheer später wieder Rainerkaserne und beherbergte u. a. ein Heeresspital.
Keineswegs verwechselt werden darf die Kaserne mit dem von der US-Besatzungsmacht betriebenen „Entnazifizierungslager Glasenbach“.
Denn dieses lag gar in Glasenbach, sondern in einer ehemaligen Pionierkaserne der Wehrmacht im Stadtgebiet von Salzburg.
Auf der linken Salzachseite, im Bereich der heutigen Wohnsiedlungen Ginzkeyplatz/Alpenstraße.
Der Name „Lager Glasenbach“ bürgerte sich ein, weil es die Amerikaner von der Glasenbacher Rainerkaserne (im Juli 1947 in „Camp Truscott“ umbenannt) aus verwalteten und somit dort auch das zuständige Postamt war.
Die US-Army nannte das Salzburger „Lager Glasenbach“ allerdings „Camp Marcus W. Orr“. Nach dem angeblich letzten verwundeten US-Soldaten im Zweiten Weltkrieg.
NS-KRIEGSVERBRECHER
Von September 1945 bis Ende 1947 internierte dort die US-Besatzungsmacht tatsächliche oder vermeintliche Kriegsverbrecher und Funktionäre des nationalsozialistischen Regimes:
Offiziere der SS und SA, Gestapo und Sicherheitspolizei, Wehrmachtsgeneräle wie Albert Kesselring und Lothar Rendulic, Bürgermeister, NSDAP-Ortsgruppenleiter und deren Stellvertreter, Gauhauptleute, Richter, Staatsanwälte, Industrielle. In Glasenbach waren auch prominente Kriegsverbrecher, wie Walter Reder (Massaker von Marzabotto) und die KZ-Kommandanten Franz Stangl (Vernichtungslager Sobibor und Treblinka) und Anton Burger (Ghetto Theresienstadt).
Insgesamt durchliefen rund 20.000 Personen dieses Lager, wobei maximal 8000 zur gleichen Zeit drin waren. Viele davon hatten sich vor der vorrückenden Roten Armee in den Westen Österreichs abgesetzt und wurden von den amerikanischen Militärbehörden eingesperrt. Und zwar auf Grund automatischer Haft-Anordnung („Automatic Arrest“) für bestimmte Personengruppen. Was die Bildung einer verdeckten NS-Untergrund-bewegung verhindern und verdächtige Kriegsverbrecher einem Gerichtsverfahren zuführen sollte.
OHNE LÄUTERUNG
Im „Lager Glasenbach“ wurden für eine spätere Strafverfolgung nur die Schwerbelasteten herausgefiltert. Am gefürchtetsten war die Auslieferung an die Behörden ihrer ausländischen Tatorte. Die Entnazifizierungsmaßnahmen im Lager beschränkten sich auf Vernehmungen und das Ausfüllen von Fragebögen.
Laut dem Historiker Oskar Dohle vom Salzburger Landesarchiv überließen die Amerikaner die Internierten (im Volksmund etwas irreführend
„Die Glasenbacher“ genannt) relativ gut versorgt weitgehend sich selbst.
Wodurch die Nazi-Hierarchien im Lager bestehen blieben und kein Läuterungsprozess stattfand, sondern neue Seilschaften entstanden.
„Ein KZ, wie von manchen Insassen behauptet, war es sicher nicht“, erklärt Dohle. Verwandtenbesuche, Freigänge, ein reger Briefverkehr mit der Außenwelt gehörten zum Lageralltag. Und etliche, wie Anton Burger, konnten sogar fliehen.
KASERNEN
DER US-BESATZER

Amerikanische Besatzungszeit in Salzburg: Prunkvoller Aufmarsch der „Rainbow-Division“ am Residenzplatz am 14. Juli 1945.
Foto: Landesarchiv

US-Army-Krankenhaus im Glasenbacher „Camp Truscott“,
der späteren Rainerkaserne.
Foto: Don Maloney