Nationalfeiertag – die letzte Parade in Linz
Der Nationalrat beschloss am 26. Oktober 1955 in Form eines Verfassungsgesetztes die immerwährende Neutralität Österreichs (nach dem Vorbild der Schweiz) und
dieses Datum wurde schließlich der Nationalfeiertag. Er soll an die Erringung der
vollen Souveränität Österreichs erinnern und gilt als Ausdruck des Willens zur Erhaltung der Unabhängigkeit. Die anfangs von einigen Bürgern abgelehnte Neutralität wurde bald ein Teil der österreichischen Identität.
Als ich die letzte große Militärparade in Linz am 26. Oktober 1985 anführte, war die Landstraße mit Rot-weiß-roten Fahnen geschmückt und auf den Gehsteigen standen viele applaudierende Zuschauer. Der Linzer Hauptplatz war prall gefüllt mit Schaulustigen, sodass ich kaum Platz fand aus meinem Kdo-Fahrzeug auszusteigen, um dem Armeekommandanten General Philipp das Luft-, Panzer-, Mot- und Fußtreffen zu melden.
In den folgenden 32 Jahren änderte sich viel in Österreich. Die EU-Mitgliedschaft hat die Souveränität und Neutralität inhaltlich verändert, die heimische Bevölkerung wird stetig älter und in den Städten nehmen fremde Einflüsse sichtbar zu. Unkontrollierte Migration verunsichert die österreichische Bevölkerung, traditionelle Werte stellt man in Frage und der Sinn und Zweck des Nationalfeiertages gerät immer mehr in Vergessenheit.
Das Bundesheer steht vor neuen Herausforderungen und muss für das 21. Jahrhundert fit gemacht werden.
Oberst iR Kurt GÄRTNER