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Von Kurt Guggenbichler

 

Mit seiner vor kurzem erschienen Broschüre, einer Abhandlung über die Geschehnisse des 12. und 13. Februars 1934 im oberösterreichischen Holzleithen, konnte DDr. Wilfried Wöss, Jagdkommando-Veteran und Brigadier im Ruhestand, ein wenig Licht in die dunkelsten Flecken der jüngeren Geschichte im Bezirk Vöcklabruck bringen wie ihm auch von Dr. Peter Salinger, Bezirkshauptmann außer Dienst, bescheinigt wird.

 

Neben den Februar-Ereignissen gehören nach Salingers Ansicht auch die Bauernkriege des 17. Jahrhunderts und die Zwangslager des NS-Regimes im 20. Jahrhundert zu diesen dunklen Kapiteln der Vöckla-Region.

Daher sei Wöss‘ Arbeit nicht nur wegen ihres historisch-wissenschaftlichen Werts wichtig, sondern auch deshalb, weil sie den Menschen möglicherweise zu einer neuen Sichtweise und zu der Überzeugung verhelfen könne, künftige Auseinandersetzungen nicht mehr gewaltsam, sondern mit friedlichen und demokratischen Mitteln auszutragen, glaubt der frühere Bezirkshauptmann:  Diese Abhandlung könnte nämlich durchaus Einfluss nehmen auf das Geschichtsbewusstsein der Bevölkerung in den ehemaligen Bergbaugemeinden des Hausruckgebietes.

 

Tatsächlich ist Wöss mit seinem Werk, das aber nicht nur im Hausruckviertel Beachtung finden dürfte, ein beeindruckender Wurf gelungen wie ihm auch Universitätsprofessor Mag. Dr. Oliver Rathkolb attestiert. Denn das nun gedruckt vorliegende und fast 80 Seiten starke Endergebnis der zweijährigen Wöss-Recherchen würdigt Rathkolb als eine ausgewogene und detaillierte Darstellung Februar-Ereignisse des Jahres 1934 in Holzleithen. Dabei ließ Wöss auch den historischen Hintergrund und die gesellschaftliche Entwicklung jener Zeit natürlich nicht unberücksichtigt.

 

„Der Februar 1934 hat in Österreich ein Meer von Blut und Tränen“ verursacht, konstatiert der Autor  und berichtet von fast 200 Toten und mehr als 300 Verwundeten auf Seiten des Schutzbundes  sowie 118 Toten und 319 Verwundeten auf Seiten der Exekutive. Insgesamt seien bei diesen Auseinandersetzungen 1600 Menschen getötet oder verletzt worden, darunter Polizisten, Schutzbundleute und Zivilbevölkerung.

Auch in Holzleithen  sind bei den Februar-Scharmützeln Menschen zu Tode gekommen. „Die einen sind im Glauben an eine große Idee gestorben und die anderen in Erfüllung ihrer beschworenen Pflicht gefallen“, zitiert Wöss dazu Kurt Peball (Die Kämpfe in Wien im Februar 1934) in seiner Broschüre. Doch nicht nur durch Auswertung zahlreicher Quellen sei Wöss eine breite Betrachtung des Themas und eine sorgfältige Abwägung der Schuldfrage gelungen, erläutert Salinger, sondern auch durch eine akribische Befragung vieler Zeitzeugen.

 

Wer trägt nun Schuld an den Geschehnissen in Holzleithen? Die Beantwortung gestaltete sich „äußerst schwierig“, so der frühere Vöcklabrucker Bezirkshauptmann,  „weil diese Frage in der 1. Republik nur aus der Sicht  des jeweiligen Standpunktes und nicht nach rechtsstaatlichen Kriterien beantwortet wurde“ und man diese auch in späteren Jahrzehnten – aus verschiedenen Gründen –nicht aufgearbeitet habe. Daher sei heute jeder, der diese Thematik untersuche, nicht nur mit dem zeitlichen Abstand, sondern auch mit einer inzwischen eingetretenen Legendenbildung konfrontiert.

Das bestätigt auch Wilfried Wöss. Von daher könne heute auch nicht mehr eindeutig festgestellt werden, wer die tödlichen Schüsse im Arbeiterheim abgegeben habe, resümiert er im Schlusskapitel seines Büchleins. Aus Sicht des Autors aber „war es die Rieder und Haager Heimwehr und keineswegs die Soldaten des Assistenz leistenden Bundesheeres.“

WAS GESCHAH BEI DEN

KÄMPFEN IM FEBRUAR 1934

IN HOLZLEITHEN?

Wilfried Wöss mit seiner Broschüre, einer beeindruckenden Abhandlung über die Februar-Ereignisse  des Jahres 1934 im oberösterreichischen Holzleithen.

Wilfried Wöss beleuchtet ein Kapitel des

rot-weiss-roten Bürgerkriegs

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