Am 28. Juni vor 100 Jahren wurde der österreichische Thronfolger Franz Ferdinand und seine Gemahlin Sophie in dem Gräf & Stift“-Cabrio „Doppelphaeton“ in Sarajewo erschossen. Doch sie sollten im Verlauf des 20. Jahrhunderts nicht die einzigen Repräsentanten eines Staates oder einer Weltmacht bleiben, die in ihren offenen Automobilen verbluteten, weil sie darin nur allzu leichte Ziele für Attentäter waren. Dennoch verzichten die Mächtigen nur ungern darauf, sich dem Volk in Cabrios zu zeigen, obwohl diese allzu oft zur Todesfalle für sie werden.
Erzherzog Franz Ferdinand und seine Frau hatten großes Pech gehabt. Denn ursprünglich sollten sie gar nicht mit dem Doppelpheaton fahren, sondern mit einem Mercedes, der ein starres Verdeck hatte.
Aber weil das Wetter an diesem Sonntag in Sarajewo so schön und sonnig war, entschied man sich für einen Wagen mit einem zurückklappbaren Verdeck:
eben für jenes Gräf & Stift-Modell.
Das befand sich gerade in Serbien, weil es sein Besitzer, der Graf Harrach, fürs Manöver zur Verfügung gestellt hatte.
Durch die offene 34 PS-Limousine versprach man sich nicht nur mehr Fahrkomfort für den Erzherzog, sondern auch eine bürgernähere Präsentationsmöglichkeit für seine Hoheit. Dies verschaffte dem 19jährigen Attentäter Gavrilo Princip ungewollte eine freiere Sicht auf seine Opfer und ein behinderungsfreieres Schussfeld.
Das hatten am 22. November 1963 auch die Kennedy-Attentäter, weil der US-Präsident ebenfalls wegen des schönen sonnigen Spätherbsttages im offenen Wagen durch Dallas fuhr. Zuvor war nämlich entschieden worden, den gepanzerten Lincoln Continental nicht mit dem kugelsicheren Verdeck zu bestücken.
Leichter konnte man es dem offiziellen Attentäter Lee Harvey Oswald nicht machen.
Nicht im November, sondern im Oktober, dem neunten, aber schon 29 Jahre vor Kennedys-Ermordung in Texas, war in Marseille der serbische König Alexander Karadordevic in seinem offenen Wagen verblutet.
Er war von einem Attentäter der kroatischen Ustascha getötet worden und in seinem Papamobil war Papst Johannes Paul II. am 13. Mai 1981 in Rom von dem türkischen Rechtsextremisten Mehmet Ali Agca aus nächster Nähe angeschossen worden. Der Heilige Vater überlebte.
Auch Benito Mussolini und Adolf Hitler, die es ebenfalls liebten, in offenen Autos an jubelnden Menschenmassen entlangzufahren, haben ebenfalls immer großes Glück gehabt. An Feinden und Gegner mangelte es den beiden Diktatoren zwar nicht, aber ihre Fahrten im Cabriolet hatte offenbar kein potentieller Attentäter nutzen wollen oder zu nutzen vermocht.
1938 fuhren Hitler und Mussolini gemeinsam in der von Lancia gebauten offenen Limousine Astura IV durch Neapel und wären somit leichte Ziele für die italienische Mafia gewesen, gegen die Mussolini die Jahre und Monate zuvor heftig vorgegangen war. Trotz der Sicherheitsbeamten und Leibwächter hätten die beiden Diktatoren gegen einen entschlossenen Bombenwerfer wohl kaum Überlebens-chancen gehabt. Tatsache aber ist, dass sie alle ihre Fahrten im offenen Wagen, allein oder zu zweit, unbeschadet überstanden haben, was im Nachhinein betrachtet an ein Wunder grenzt.
Das Ende des II. Weltkrieges haben sie trotzdem nicht überlebt.








ATTENTÄTER LIEBEN CABRIOS

Erzherzog Franz Ferdinand und seine Frau Sophie im Gräf & Stift Cabrio "Doppelphaeton"
OFFENE LIMOUSINEN WERDEN OFT
ZU TODESFALLEN