top of page

GRANATWERFER TEIL 1

Rolf M. Urrisk

GESCHICHTE DER

BEWAFFNUNG

DES ÖSTERREICHISCHEN BUNDESHEERES

Folge 7

DIE "ARTILLERIE DES KLEINEN MANNES"

 

Ausgangspunkt für die Entwicklung des Granatwerfers (in einigen Ländern und in der Literatur oftmals auch als Minenwerfer bezeichnet) war die Forderung der Infanterie, den Gegner über größere Entfernungen mit Granaten bekämpfen zu können, als dies mit der Hand möglich wäre.

Daraus leitet sich auch die Bezeichnung „Werfer“ ab.

 

Die Vorteile des Granatwerfers sind vielschichtig: Zunächst kann er zum Einsatz gebracht werden, ohne sich dabei selbst zu sehr exponieren zu müssen. Die Waffe steht unmittelbar zur Verfügung.

Damit kann die Infanterie im Kampf auf nahe und mittlere Entfernung unabhängig von der Artillerie wirken. Durch den indirekten Steilfeuerbeschuss können auch Gegner hinter Deckungen bekämpft werden.

Des Weiteren kann der Granatwerfer auch für die indirekte Feuerunterstützung eingesetzt werden, etwa um das Gefechtsfeld auszuleuchten oder um Nebelwände zu legen. Ein weiterer Vorteil liegt darin, dass die Waffe - im Gegensatz etwa zu Maschinenkanonen - begrenzt transportfähig ist, da sie in mehrere Teile (Rohr, Gestell, Bodenplatte) zerlegt werden kann.

 

Bei der Infanterie des Österreichischen Bundesheeres sind/waren mittlere (mGrW) und schwere (sGrW) Granatwerfer in Verwendung. Die „klassische“ Jägerkompanie verfügte über zwei mittlere Granatwerfer im schweren Zug, das „klassische“ Jägerbataillon über vier schwere Granatwerfer in der schweren – bzw. in der Kampfunterstützungs-Kompanie. In der Zwischenzeit wurden alle mittleren Granatwerfer ausgeschieden. Dafür verfügt der sGrW-Zug des Jägerbataillons nun über sechs schwere Granatwerfer. Diese sind normalerweise in der Kampfunterstützungskompanie, bei den Jägerbataillonen 17 und 18 in der Stabskompanie eingegliedert. Auf Grund der Spezialisierung der einzelnen Verbände ist auch deren Ausstattung und Bewaffnung nicht mehr so einheitlich wie früher.

 

6 cm leichter Granatwerfer M.19

 

Bis 1962 unterschied man bei der Infanterie Feldjägerbataillone (FJgB) und Infanteriebataillone (IB). Erstere waren vollmotorisiert und bildeten so eine Art „schnelle Einsatztruppe“. Daher verfügte sie auch  über leichtere „schwere“ Waffen: Statt des 8,1 cm mGrW war die Unterstützungs-Kompanie (U-Kp), aus der sich dann die schwere Kompanie der Jägerbataillone entwickelte, mit dem 6 cm lGrW - statt dem 8 cm GrW bei der Infanteriekompanie - ausgerüstet. Diese konnte auf Grund ihres geringen Gewichtes von 20 Kg von nur einem Mann transportiert werden. Trotzdem hatte sie immerhin eine Höchstschussweite von 1.840 m, was in etwa einer Einsatzschussweite von 1.500 m entsprach. Für diese Waffe wurde neben der obligaten Spreng-, Nebel- und Leuchtgranate aus Sparsamkeitsgründen auch eine Übungsgranate eingeführt. Statt mit Sprengstoff war die Granate mit einer Füllmasse versehen, die ein Zerbersten des Geschosses verhinderte. Der Detonator enthielt eine kleine Menge Schwarzpulver, das sich beim Aufschlag entzündete und so die Beobachtung des Aufschlages ermöglichte. Um auch hier dem Spargedanken zu entsprechen, gab es eine eigene Weisung des Verteidigungsministeriums, wonach verfeuerte Geschosse nach der Übung zu suchen, und auf dem Nachschubwege abzuliefern wären.

 

8,1 cm mittlerer Granatwerfer M.1/60

 

Und weil schon von der „Schnelligkeit“ der Feldjägerbataillone und der „Leichtigkeit“ ihrer Bewaffnung gesprochen wurde: Auch bei der schwereren Ausführung der Granatwerfer erhielten die FJgB statt eines 10,7 cm Granatwerfers „nur“ einen vom Kaliber 8,1 cm. Für diesen waren aber immerhin schon drei Mann für den Transport und den Einsatz erforderlich. Dafür erreichte man mit dem M.1 schon eine Einsatzschussweite von 3.000 m.

 

Die Vereinigten Staaten von Amerika überließen dem Bundesheer 288 Stück des 6 cm GrW M.19 und 201 Stück des 8,1 cm GrW M.1.

6 cm Granatwerfer M.19

Die beiden Granatwerfer bei einer Waffenschau

8 cm Granatwerfer M.1

bottom of page