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FESTE ANLAGEN  TEIL 2

Rolf M. Urrisk

GESCHICHTE DER

BEWAFFNUNG

DES ÖSTERREICHISCHEN BUNDESHEERES

Folge 10

FAN „CENTURION“

 

Nachdem bereits 148 Centurio-Türme in Festen Anlagen eingebaut waren, bot sich Mitte der 80er Jahre die Gelegenheit, von den Holländischen Streitkräften dreihundert Kampfpanzer „Centurion“ zum Stückpreis von 100.000 Schilling anzukaufen.

Im Juli 1985 rollten die ersten 53 Panzer auf dem Eisenbahnweg in das Heeres-Feldzeuglager Salzburg-Siezenheim. Ein Panzer fehlte – er wurde auf der Stecke irgendwo irrtümlich abgehängt, und konnte erst nach längerer bahninterner Fahndung gefunden und „nachgeliefert“ werden. Letztlich wurden nur 220 Panzer (darunter auch einige Bergepanzer und Brückenleger) geliefert, da die Israelische Armee inzwischen für die restlichen 80 einen wesentlich höheren Preis bezahlte.

 

Zunächst war geplant, einen Teil der Panzer als „rollende Bunker“ bzw. „Miliz-Panzer“ zu verwenden, da sie hervorragend gepflegt und einsatzbereit waren.

Nachdem man schließlich feststellen musste, dass die Modifizierung und Erhaltung der Fahrgestelle zu teuer käme, wurden die Türme abgehoben und in Festen Anlagen eingebaut. Die Wannen wurden „günstig“ vermarktet (man spricht davon, dass sie auch nach Israel verkauft wurden).

 

Da der weitere Bunkerausbau aus Geldmangel eingestellt werden musste, verrotteten rund 150 Centurion zunächst mangels Garagenplätzen. Sie wurden letztlich auch weiterverkauft. Einige Fahrzeuge der Centurion-„Familie“ sind heute noch im Panzergarten des Heeresgeschichtlichen Museums zu sehen.

 

„DER SCHEIN TRÜGT“ oder auch

„DU SOLLST DICH NICHT TÄUSCHEN (LASSEN)“

 

„Warum interviewen Sie mich vor einer Scheinanlage und nicht vor einer echten?“ fragte mich der ehemalige Kommandant eines ungarischen Aufklärungsregiments vor der Festen Anlage in der Brucker Pforte, im Zuge eines Interviews für den ORF.

„Wir stehen vor einer echten Anlage, Herr Oberst“ antwortete ich.

„Nein, nein, ich kenne ja alle Ihre Anlagen. Wir haben hier bis zur Wende alle Jahre im Zuge der Offiziersfortbildung eine Geländebesprechung durchgeführt. Da hat unser Munitionsexperte gemeint, die Anlage wäre nur eine Scheinanlage, da Österreich nicht über Munition für ein derartig großes Kaliber verfüge“. Das mit dem Kaliber der Munition hat schon gestimmt. Nur was das Kaliber der Kanone betrifft, hat sich der Munitions-„Experte“ ganz schön getäuscht – er ist (Gott sei Dank) dem Schein (oder Charme?)

der Thermohülle erlegen.

Im Zuge einer Modifizierung erhielten die Centurion-Türme eine 8 cm-Nebelwurfanlage

und einen Schießscheinwerfer.

Rolf M. Urrisk: „Die Bewaffnung des Österreichischen Bundesheeres“, Weishaupt-Verlag, Graz 1988.

Wilhelm Theuretsbacher, Rolf M. Urrisk: „Ich gelobe“, Verlag A. F. Koska, Wien 2005.

 

Alle Arten von Festen Anlagen sind in der Bunkeranlage Ungerberg bei Bruck/Leitha (Außenstelle des Heeresgeschichtlichen Museums)

und im Bunkermuseum am Wurzenpass zu besichtigen. Siehe hierzu www.hgm.at und www.bunkermuseum.at.

Herstellen der Gefechtsbereitschaft einer, mittels einer Holzhütte getarnten Centurion-Anlage.

Der Centurion-Turm verfügt über eine 10,5 cm Panzerkanone L.7A1.

Bild: HGM

Chariteer-Kanone mit Thermhülle.

Die Bilder zeigen Bunkeranlagen, die mit einem Centurion-Turm ausgerüstet sind. Um das Rohr herum ist die Thermohülle zu sehen, die das Rohr vor den verschiedenen Witterungseinflüssen über die Jahre hinweg schützen soll.

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