Kein Ende bei Bergung
von Kriegsrelikten
in Sicht
Entminungsdienst räumt und räumt und räumt...
Wenige Wochen zuvor hatten die Gefahrenbeseitiger in einer größeren Aktion am Kärntner Ossiacher See schon sieben Tonnen Kriegsmaterial eliminiert.
Es sei ein anstrengender und erfolgreicher Job gewesen, erklärt Einsatzleiter Andreas Bednark, denn pro Tag habe seine Mannschaft rund zwei Tauchgänge absolviert.
Bereits seit den 1960er-Jahren sind Mitarbeiter des Entminungsdienstes auf dem Ossiacher See mit der Bergung von Kriegsmaterial beschäftigt.
In den Tiefen des Gewässers, teilweise tief eingegraben im Schlamm, liegt noch eine Menge von Waffen und Munition herum, die die Besatzungstruppen nach Kriegsende 1945 dort entsorgten.
An die 1000 Eisenbahnwaggonladungen an Material wurde damals im See versenkt, der eine Tiefe von etwa 15 bis 20 Metern hat.
Während eines Tauchganges werden oft gleich 500 Kilogramm Kriegsmaterial aus dem Schlick geholt.
„Sie glauben gar nicht, was wir dort alles finden“, erläutert ein Experte, „quasi fabriksneues Zeug, aber auch Zivilisationsmüll.
Der Schlamm hat alles über die Jahre konserviert.
Bei der Räumung des Ossiacher Sees arbeiteten die Entschärfungsspezialisten auch mit Soldaten des Pionierbataillons 1 aus Villach zusammen, die zwei Schwimmpontons als Arbeitsplattform errichteten und zwei Schubboote zur Verfügung gestellt hatten.
„Die Zusammenarbeit verlief sehr gut“, lobt Oberst Volkmar Ertl, der Kommandant des Pionier-Bataillons.
Zu den Fundstücken, die mit vereinten Kräften an die Oberfläche geholten wurden, gehörten Granaten, Bomben und Kartuschen ebenso wie Verpackungsmaterial.
Letzteres wurde als Sondermüll entsorgt, die Munition wird später auf dem Truppenübungsplatz Allentsteig gesprengt wie Entminungsdienstleiter Wolfgang Korner erklärt.
Bis es soweit ist wird das Material an einem geheimen Ort in einem Bunker zwischengelagert.
Einmal pro Jahr wird dann alles in die Luft gejagt.
Zwischendurch bleibt für die Angehörigen des Entminungsdienstes jedoch keine Zeit um auszuspannen, denn seit der Eingliederung dieser Einheit in das Verteidigungsministerium am 1. Jänner 2013 rückte diese zu fast 2000 Einsätzen aus.
Allein im September 2014 wurde das 15köpfige Team 102 Mal alarmiert. Darunter war auch ein Einsatz auf der Ybbs. Drei Tage lang haben die Spezialisten an die 2000 Meter des Flusses mit Unterstützung von Tauchern und den Melker Pionieren abgesucht und wieder viel Munition und Kampfmittel aufgestöbert.
Immer wieder spülten wechselnde Wasserstände und Strömungen das alte Zeug hoch, erläutert Einsatzleiter Andreas Bednark.
Auch wenn die Arbeit des Entminungsdienstes für dessen Spezialisten schon zur Routine geworden ist, so ist die Gefahr doch allgegenwärtig.
„Aber meine Kollegen und ich sind ein Team mit viel Erfahrung“, betont Wolfgang Korner, der auf Dienststellen seiner Einheit in Wien, Graz und in Hörsching bei Linz verweist.
In Wien-Floridsdorf bergen die Entschärfungsspezialisten eine Fliegerbombe.
Mit einer Seilwinde wird die Munition aus dem Wasser gehievt.
Einsatz am Ossiacher See. Fertigmachen zum Tauchgang.
Von Kurt Guggenbichler
Am letzten Oktobertag 2014 absolvierte der Entminungsdienst des Verteidigungsministeriums seinen bereits 1000. Einsatz in diesem Jahr. Alarmiert worden war er wegen einer Betonbombe, die man bei Grabungsarbeiten in Enns gefunden hatte. Die aus Hörsching herbeigerufenen Spezialisten entschärften die Bombe noch an Ort und Stelle, indem sie diese kurzerhand kontrolliert sprengten. Noch am selben Tag entschärften vermutlich Wiener Entminungsdienst-Kollegen im niederösterreichischen Pottendorf drei Granaten, die beim Bau des Windparks ans Tageslicht gekommen sind.
Auf Seeplattformen wird die herausgetauchte Munition zwischen-gelagert.
Einsatzleiter Andreas Bednarek: Wechselnde Wasserstände bringen Kampfmittel zum Vorschein.