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Denn immerhin hat es Fredl, der kleine Bub eines in die USA ausgewanderten und von dort wieder zurückgekehrten Österreichers, in der Heimat seines Vaters vom gelernten Obstbaugehilfen zum Magister und Doktor der Philosophie gebracht und einer für ihn beeindruckende militärische Karriere. Allerdings hat Wolfgruber erst zu studieren begonnen, nachdem er dem Bundesheer aus gesundheitlichen Gründen Adieu gesagt hat. „Die Bandscheibe“, erklärt Fredl, den man in militärischen Kreisen auch unter seinem Spitznamen „Yank“ gut kennt. Das hat etwas mit seinem Geburtsland zu tun.

 

Der Abschied vom Heer, den Wolfgruber im noch relativ jungen Alter von 51 Jahren nahm, war von seinem Vorgesetzten, mit dem er sich überworfen hatte, beschleunigt, worden. Sonst wäre Yank sicherlich länger beim Militär geblieben.

Freiwillig ist er 1961 zur 5. Panzerjägerkompanie nach Leibnitz eingerückt.

Nach seiner noch im Kindesalter erfolgten Rückkehr aus den USA ist Wolfgruber nämlich in der Nähe von Graz groß geworden. 1967 wurde der 24-Jährige Unteroffizier und ein Jahr später kam er zur Jagdkommandoausbildung nach Hainburg/Donau, wo er den 6. Kurs absolvierte. Danach verblieb er bis 1972 als Ausbilder bei der Spezialeinheit, der damals zur Heeres- Sport- und Nahkampfschule gehörenden Schulkompanie Kleinkrieg, die damals noch den Guerilliakampf im eigenen Land lehrte.

„Rückblickend betrachtet war das meine schönste Zeit“, betont Yank, der in seiner Bundesheerzeit auch als Fernmeldeunteroffizier in Syrien und als Kompanie-kommandant in Zypern im UN-Einsatz war.

Dazwischen gab es noch einige Inlands-Verwendungen, über die Wolfgruber aus Geheimhaltungsgründen nicht spricht. Während seiner Bundesheerzeit hat er auch seinen Hauptschulabschluss gemacht und die Beamtenmatura absolviert, so dass er nicht nur Offizier werden, sondern später auch studieren konnte.

 

Mittlerweile lernt Wolfgruber immer noch, paukt Latein und beschäftigt sich mit der französischen Sprache, die er für seine Motorrad-Reisen nach Südfrankreich gut gebrauchen kann. Zwar ist er schon mit 16 Jahren auf einer „Norton“ herumgeritten, einem „Kriegsrelikt“ wie er sagt, „dass er sich halbwegs hergerichtet, aber auch hingerichtet hat und schon bald darauf im Wald entsorgte, weil es irgendwie doch ein Klumpert war.

 

So lebt Yank das Motorradfahren erst seit einigen Jahren richtig aus, und zwar mit einer Caviga Gran Canion, einem 900 Kubikzentimeter-Gefährt. Nicht einmal ein schwerer Motorradunfall, der ihn ein Jahr außer Gefecht gesetzt hatte, kann ihn davon abhalten, im Frühjahr wieder auf große Fahrt zu gehen. Das Ziel heißt Carcassone und seine Frau wird ihn wie schon so oft in der Vergangenheit am Sozius begleiten.

Die Reise wird eine Art Kurzurlaub von der großen Familie.

 

Denn die Wolfgruber haben vier Kinder und jede Menge Enkel. Alle zusammen in Reih und Glied aufmarschiert, ergäben bereits einen schwachen Zug wie nach der Gruppe die kleinste militärische Formation heißt. Im Gasthaus „zur langen Brücke“ in St. Johann hat Yank einen Jagdkommandostammtisch für den Salzburger Raum etabliert, wo er gelegentlich mit den alten Kämpfern, den Jagdkommando-Veteranen, zusammenhockt und von den alten Zeiten schwadroniert.

Von Kurt Guggenbichler

 

„Das Heer war für mich wie Heimat“ sinniert Alfred Wolfgruber, Major a. D. und Amtsrat i. R. Der gebürtige New Yorker, der in der Steiermark aufwuchs und heute in St. Johann im Pongau seine Pension genießt, kann heute im Alter von 71 Jahren auf ein abwechslungsreiches und respektables Leben zurückschauen.

Major a.d. Mag. Dr. Alfred Wolfgruber

"Das Heer war für mich wie eine Heimat"

Soldat und Philosoph: Alfred „Yank“ Wolfgruber bei einem Treffen der Jagdkommando-Veteranen in Oberösterreich.

Easy-Rider: Wolfgruber mit Frau und Motorrad auf großer Fahrt.

„Yank“ als junger Jagdkommando-Ausbilder

in Hainburg.

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