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Bedrohungsszenarien

Bedrohungen können sein: Terroristische Luftangriffe auf Bevölkerungszentren,  Großveranstaltungen oder auf Einrichtungen der kritischen Infrastruktur.

Eine besondere Bedrohung für die Sicherheit von Menschen in Österreich besteht in einem Luftangriff gegen Bevölkerungszentren mit chemischen oder biologischen Kampfstoffen. Dabei wäre mit einer hohen Anzahl von toten Zivilisten zu rechnen.

Auch Großveranstaltungen und Einrichtungen der Kritischen Infrastruktur können ein lohnendes Ziel für terroristische Luftangriffe darstellen. Dabei sind nicht nur die primären Folgen eines Angriffs zu beurteilen, sondern auch die sekundären Auswirkungen eines solchen Ereignisses. Bei einem Angriff auf ein grenznahes Kernkraftwerk könnte eine weitreichende Kontamination mit strahlenden Stoffen die Folge sein und die österreichische Bevölkerung massiv gefährden.

Maßnahmen gegen Bedrohung aus der Luft

Abfangjäger

Durch die Luftraumüberwachung leistet das Österreichische Bundesheer einen wesentlichen Beitrag zur Erhaltung der staatlichen Souveränität und Sicherheit im Luftraum. Vor allem für einen neutralen Staat ist die Wahrung der Lufthoheit von entscheidender Bedeutung. Das Bundesheer überwacht den Luftraum mit seinen ortsfesten und mobilen Sensoren rund um die Uhr. Als aktive Komponente der Luftraumüberwachung stehen derzeit die Abfangjäger Eurofighter und die Jet-Trainer Saab 105 zur Verfügung. International wird diese aktive Luftraumüberwachung als

„Air Policing“ bezeichnet und beinhaltet die Kontrolle des Luftverkehrs sowie das Identifizieren und die Durchführung von weiteren Maßnahmen bei unkooperativen und verdächtigen Luftfahrzeugen. Dabei wird mit der Austro Control eng zusammengearbeitet. Kommt keine Funkverbindung mit einem unbekannten Flugzeug zustande, wird ein sogenannter Priorität Alpha-Fall ausgelöst. Abfangjäger werden auf kürzestem Weg von der Einsatzzentrale an das unbekannte Objekt herangeführt. Zur Identifizierung und Durchsetzung von angemessenen Maßnahmen sind überschallschnelle, bewaffnete Abfangjäger notwendig. In Österreich kommt es jährlich zu etwa 60 Alpha- Einsätzen. Bei Großveranstaltungen wird eine verlässliche Absicherung gegen Bedrohungen aus der Luft verlangt.

Der koordinierte Einsatz aktiver und passiver Mittel zum Schutz von Großveranstaltungen erfolgt im Rahmen von Luftraumsicherungsoperationen. Bei der Fußball-EM 2008 wurden erstmals die neu eingeführten Eurofighter hierzu eingesetzt. Um den Veranstaltungsort zu schützen, werden Flugverbotszonen und/oder Flugbeschränkungsgebiete bestimmt. Für die Luftraumsicherung dieser beschränkten Lufträume werden neben Abfangjägern auch Jet-Trainer, Motorflugzeuge und Hubschrauber verwendet, um alle Geschwindigkeits- und Höhenbereiche optimal abzudecken. Die Luftraumüberwachung wird durch mobile Radaranlagen verdichtet und Fliegerabwehrkräfte verstärken die Luftraumsicherungsoperation.

Fliegerabwehr

Komplettiert wird die Luftraumsicherung im Bedarfsfall durch folgende Systeme der Fliegerabwehrtruppe: die leichte Fliegerabwehrlenkwaffe Mistral und die radargesteuerte 35 mm Zwillings-Fliegerabwehrkanone. Vor allem bei Großereignissen kommt dem Schutz des Luftraumes besondere Bedeutung zu. EU-Gipfel, Fußball-EM oder Papstbesuch wären heute ohne entsprechende Luftraumüberwachung nicht möglich. Die terroristische Bedrohung aus der Luft umfasst nicht nur ein gekapertes Passagierflugzeug als Lenkbombe, sondern enthält eine Vielzahl von Angriffsmöglichkeiten, die eine komplexe Herausforderung für die Fliegerabwehr im Rahmen einer Luftraumsicherungsoperation darstellen.

Besonders Kleinstziele wie Drohnen, Modellflugzeuge oder Marschflugkörper erfordern Rohrwaffen mit hoher Schusskadenz und ein angemessenes FlA-Dispositiv. Einsatzgrundsätze wie Rundumschutz, Überlappung der Feuerbereiche, Waffenmix, Schwergewichtsbildung etc. sind noch immer die Basis der FlA-Taktik. Mit sogenannten "Jammern" können  Funk- oder GPS-Signale der Drohnen gestört werden. Aber auch der Einsatz eigener Fangdrohnen mit Netzen und der Abschuss von Drohnen - durch Laserkanonen oder Fliegerabwehrkanonen oder leichte Fliegerabwehrlenkwaffen -  ist denkbar. 

Es ist eine österreichische Kuriosität, dass die Waffengattung „Fliegerabwehr“ auf die Stufe „Rekonstruktionskern“ zurückgesetzt wurde. In den nächsten Jahren werden vielleicht nur mehr ein paar radargesteuerte 35 mm Z/FlAK  und lFAL Mistral als Museumsstücke zu bewundern sein. Das Rekonstruktionsniveau der Fliegerabwehr beruht auf der Fehleinschätzung, bei einer terroristischen Luftbedrohung  eine lange Vorwarnzeit zu haben. Typisch für den Zustand der Fliegerabwehr: Im Rahmen der TherMilAk-Übung  GGSA 2017 mit ca. 600 Mann Truppenstärke in Allentsteig konnte nur eine Fliegerabwehrkanone eingesetzt werden.

Zur Entdeckung von Kleinstzielen sind  wegen der geringen Radarrückstrahlfläche moderne Sensoren erforderlich. Für die Bekämpfung sind derzeit entsprechende Waffensysteme verfügbar bzw. in Entwicklung, wie reaktionsschnelle Kanonen mit hoher Kadenz, leichte Lenkflugkörper und Laserwaffen.  Da Laserwaffen nur elektrische Energie benötigen, ist der Betrieb relativ günstig. Man benötigt keine Munition, die gelagert, transportiert und bewacht werden müsste. Die Kosten für einen Bekämpfungsvorgang betragen ein paar Euro. Nicht zu vergessen ist die Lautlosigkeit. Es gibt Situationen, in denen dies ein wichtiger  Vorteil ist. 

Auch auf europäischer Ebene hat man die Ausrüstungslücken im Bereich der Flugabwehr erkannt und es gibt bemerkenswerte Lösungsansätze. Unabhängig vom Waffensystem hängt die Leistungsfähigkeit einer Flugabwehr auch stark von der Qualität der Zielerfassungs- und Führungssysteme ab. Der Fokus auf  bewegliche Kampfführung und den Schutz der Bedienung verlangt darüber hinaus, dass das künftige Waffensystem in leichtgepanzerten Fahrzeugen zu integrieren ist. 

Oberst i. R. Kurt Gärtner

Terroristische Bedrohung aus der Luft

Teil 2

  • 35 mm Z/FlAK der 2. FlAB 13 beim Nachtschießen in Radarsteuerung auf ein Luftziel 
    Foto GÄRTNER

  • Radpanzer Boxer mit Laserkanone – Foto Rheinmetall

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