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Schwere Brigade
braucht eine
Gefechtsfeld-
Fliegerabwehr

Sicherheitslage:

Militärstrategisches Konzept: „Moderne Konfliktaustragung ist durch die kombinierte, flexible Verwendung von konventioneller und irregulärer Kriegsführung, Informations- und Cyber-Kriegsführung, Terrorismus und Kriminalität geprägt („hybride“ Kriege bzw. Konflikte)“. Teilstrategie Verteidigungspolitik:

„Eine unmittelbare konventionelle militärische Bedrohung des österreichischen Staatsgebietes ist zumindest mittelfristig nicht absehbar.

Zu berücksichtigen sind aber ein konventionelles Restrisiko sowie aktuelle und mögliche künftige bewaffnete Auseinandersetzungen mit militärischen Mitteln im Umfeld der EU“. Bei den gegenwärtigen militärischen Konflikten in der Ukraine, in Syrien und im Irak spielt die Luftbedrohung eine wesentliche Rolle. 

Österreich geht bei der Einschätzung der Sicherheitslage - wie übrigens die meisten europäischen Staaten - von einem Konflikt niedriger Intensität aus. Nur einige europäische Länder sind für eine kollektive Verteidigung ausreichend gerüstet und so kommt es, dass nur wenige Streitkräfte eine mobile Gefechtsfeld-Fliegerabwehr besitzen, obwohl auch bei eigener Luftüberlegenheit mit Luftangriffen im unteren Höhenbereich zu rechnen ist.

Schwere Brigade

Gemäß den neuen Strukturen des Bundesheeres erhalten die Jägerbrigaden und die Schwere Brigade eine Spezialisierung, dabei werden besonders die einsatzwahrscheinlichsten Aufgaben des Bundesheeres und auch teilweise die Aufgaben bei einer Existenzbedrohung Österreichs, berücksichtigt.

Die 4. Panzergrenadierbrigade fasst die mechanisierten Kräfte des Bundesheeres zusammen und bildet eine Schwere Brigade. Sie ist für robuste Einsätze im In- und Ausland vorgesehen und soll auch für eine konventionelle militärische Landesverteidigung befähigt sein. 

Man kann davon ausgehen, dass beim Einsatz von mechanisierten Kräften, häufig eine Luftbedrohung herrscht. Wenn Panzer am Gefechtsfeld fahren, dann sind gegnerische Flieger auch bald da. Die Fliegerabwehr in Österreich wurde jedoch auf einen Rekonstruktionskern reduziert, dabei geht das BMLVS von einer langen Vorwarnzeit im Verteidigungsfall aus, um die Fähigkeit zur Fliegerabwehr wiederherzustellen.

Beim Einsatz von Luftkriegsmitteln gibt es keine Vorwarnzeit.  

Derzeit bleibt der Kampftruppe nur eines übrig: Der Schutz gegen die Bedrohung aus der Luft ist grundsätzlich planerisch zu berücksichtigen. Lageabhängig müssen diese Aufgaben im multinationalen Einsatz durch die Flugabwehr eines Partners  übernommen werden. Besser wäre es, eine eigene mobile Fliegerabwehr für den Truppenschutz zu besitzen.

Gefechtsfeld-Fliegerabwehr

Die Gefechtsfeld-Fliegerabwehr soll die  vorhandene Fliegerabwehr nicht ersetzen sondern ergänzen, um eine sichtbare Lücke des Truppenschutzes zu schließen.

Eine „one size fits all“-Lösung, die allen Bedrohungen gerecht wird, ist nicht am Markt. Europas Streitkräfte können den oberen Luftraum durch fliegende und  weitreichende bodengebundene Luftverteidigungsmittel  relativ gut beherrschen, was fehlt ist eine mobile mechanisierte Flugabwehr am Gefechtsfeld. 

Wie könnte eine mobile Gefechtsfeld-Fliegerabwehr aussehen und welche Fähigkeiten sind notwendig, um die geforderten Aufgaben erfüllen zu können? Als Waffenplattform dient ein leicht gepanzertes Geländefahrzeug mit einer Abschussvorrichtung für 4 Mistral-Flugkörper. Ferner benötigt die Werfereinheit kreiselstabilisierte Tag/Nacht-Sensorik, Laserentfernungsmesser, GPS, Freund-Feinderkennung, vier schussfertige Mistral-Flugkörper und weitere Flugkörper am Fahrzeug.

Die Gefechtsfeld-Fliegerabwehr soll Konvois, mechanisierte Einheiten, luftbewegliche Truppen und kritische Infrastruktur vor Bedrohungen aus der Luft schützen. Hierzu zählen Jagdbomber, Hubschrauber, Drohnen und Flugkörper aller Art. Außerdem soll das Waffensystem so ausgelegt sein, dass es auch terroristische Bedrohungen aus der Luft abwehren kann. Beim Einsatz von Abstandswaffen sind die Lenkflugkörper und Lenkbomben zu bekämpfen, da bei diesem Verfahren die Kampfflugzeuge außerhalb der Reichweite der Gefechtsfeld-Fliegerabwehr fliegen.

Anforderungen

Um diese Aufgaben erfüllen zu können ist eine Einsatzschussweite von mindestens 6 km bei einer Flughöhe bis zu 4 km notwendig. Die Werfereinheit muss Luftziele autonom oder nach einer Zielzuweisung von einem mit Radar ausgestatteten Batteriegefechtsstand (Mistral Coordination Post / MCP) bekämpfen können.

Das Radar des MCP hat eine Reichweite von 25 km und 6 Werfereinheiten bilden eine Fliegerabwehrbatterie. Als Bataillons-Kampfführungsgefechtsstand könnte man das im österreichischen Bundesheer schon eingeführte Zielzuweisungsradar der Firma Thomson verwenden.

Das Waffensystem für die Gefechtsfeld-Fliegerabwehr muss folgende technische Anforderungen erfüllen:

-           Verladbarkeit in Transportflugzeug C-130;

-           Allwettereinsatz- und Nachtkampffähigkeit;

-           Hohe ECM-Festigkeit;

-           sichere Funkverbindungen;

-           kurze Reaktionszeit und rascher Zielwechsel;

-           Mobilität am Gefechtsfeld entsprechend der zu schützenden Truppe;

-           Schutz der Bedienung gegen Splitter und Beschuss aus Infanteriewaffen;

-           Einsatzfähigkeit im multinationalen Rahmen;

-           geringer logistischer Aufwand.

Die Basis für ein leichtes, mobiles Gefechtsfeld-Fliegerabwehrsystem bildet der Multi-Purpose Combat System (MPCS)-Turm mit integrierten Lenkflugkörpern Mistral.

Die Komponenten sichern die Fähigkeit zur Luftzielentdeckung und  Kampfführung sowie Wirkung gegen das aktuelle  und zukünftige Bedrohungsspektrum im Nahbereich.

Durch den modularen Aufbau können sie ohne großen Aufwand auf unterschiedliche Plattformen integriert werden.

 

Kurt GÄRTNER, Oberst iR

Mistral Werfereinheit mit MPCS-Turm – Foto MBDA
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