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Die sportliche Überprüfung, oder:…wo die Liebe wohnt.

Am Freitagabend röhren am Parkplatz vor der Kaserne die Boliden auf.

Junge Herren in manchmal phantasievoller, stets aber machomäßig hochwertiger Bekleidung werfen sich hinters Steuer und zischen der Liebsten entgegen, der sie sich während des Wochenendes zu widmen gedenken.

Bis auf die wenigen Abgebrühten, die keine festen Beziehungen haben und sich deshalb in der Garnisonsstadt erotisch a la carte ernähren, oder die ebenfalls wenigen, die in der Nähe wohnen, haben alle eine lange Fahrt vor sich, „a long and lonesome trail“.

Was heißt eigentlich in der Nähe wohnen? Erstaunlicherweise kann man „in der Nähe wohnen“ nicht nur in Kilometer beziffern, sondern auch damit, was der Körper so unter Nähe versteht.

Szenenwechsel: Am Wochenanfang steht eine sportliche Überprüfung am Dienstplan, die einem schon einiges abverlangt. Die Intensität der Belastung, die eine solche Herausforderung auf den Körper ausübt kann zum Beispiel an der Veränderung des Magnesiumgehaltes des Blutes gemessen werden.

Als Faustregel gilt, dass nach einer geistigen oder körperlichen Anstrengung gerade bei solchen Personen, die unter Magnesiummangel leiden, der Magnesiumgehalt im Blut steigt. Das klingt ein bisschen eigenartig, ist aber erklärbar.

Magnesiummangel beschränkt die Leistungsfähigkeit, so dass zum Beispiel die Muskelfasern auch bei relativ geringer Belastung viel leisten müssen.

Hohe Leistung aber presst viel Magnesium aus den Muskeln heraus, das dadurch ins Blut kommt.

Also: Schlechter Magnesiumstatus durch chronische Belastung heißt relativ hoher Magnesiumanstieg im Blut nach akuter Belastung.

Wenn man es noch einmal durchliest, versteht man es, glaube ich.

Die sportliche Überprüfung am Wochenanfang führt nun bei jedem Einzelnen zu einem ganz charakteristischen Magnesiumanstieg im Blut, je nachdem, wie hoch die chronische Belastung dieser Person in jüngster Vergangenheit war.

Je höher die chronische Vorbelastung, desto höher der akute Magnesiumanstieg nach Sport.

Auf der Grundlinie der Abbildung 11 ist der Magnesiumgehalt des Blutes aller Untersuchten nach dem Sport aufgetragen, senkrecht darauf die Anzahl der am Wochenende zurückgelegten Kilometer. Es lässt sich zwischen dieser Kilometeranzahl und dem Magnesiumverhalten kein Zusammenhang erkennen.

Abbildung 1: Kein Zusammenhang zwischen gefahrenen Kilometern und Magnesiumveränderungen durch zusätzlichen Sport

Entfernt man jedoch diejenigen, die weniger als etwa 150 Kilometer zu ihrem Mädchen zurücklegen mussten, dann wird plötzlich eine Beziehung zwischen den am Wochenende zurückgelegten Kilometern und dem Magnesiumanstieg nach Sport einige Tage später klar:

Je weiter sie gefahren waren, desto stärker stieg ihr Magnesium bei der späteren Sportüberprüfung an (Abbildung 2)

Was sind die Lehren, die wir aus diesem Verhalten ziehen können?

  1. Bis etwa 150 Kilometer Umkreis spielt die Entfernung der Liebsten konditionsmäßig keine Rolle. Der Körper des Autofahrers steckt also eine ungefähr eineinhalbstündige Fahrzeit ohne bleibende Dauerbelastung weg.

  2. Über 150 Kilometer Entfernung wird jeder zurückgelegte Kilometer zur zusätzlichen Belastung. Besonders dann, wenn man ihn auf die üblichen Wochenendbelustigungen wie Disco, Kaffee, Bier usw. usw. aufpfropft.

  3. Offenbar merkt sich der Körper solche Belastungen noch tagelang.

  4. Andererseits sind gerade junge Leute, die treu und begeistert hunderte Kilometer zur geliebten Person zurücklegen nicht nur treu und begeisterungsfähig sondern auch verlässlich. All das Eigenschaften eines guten Kommandanten. Und gerade die schneiden bei der Überprüfung in der folgenden Woche schlechter ab

  5. Fällt niemandem eine Lösung ein? Wie wäre es zum Beispiel, wenn man diejenigen, die nachweislich am Sonntag vor Mitternacht zurückkommen, länger schlafen ließe? Ein fürsorglicher Geliebter oder eine fürsorgliche Geliebte könnte so gewonnen werden, einen früheren Aufbruch in Kauf zu nehmen. Weniger Gefahr auf der Strasse und bessere Leistung durch weniger Übermüdung könnte daraus resultieren.

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