Ausbildung von künftigen Düsenpiloten auf PC-21
Die Schweizer Luftwaffe beschreitet neue Wege und ihre Düsenpiloten-Anwärter steigen nach der Ausbildung auf dem Turboprop-Trainer PC-21 direkt auf die überschallschnelle F/A-18 Hornet um. Eine PC-21 kostet je nach Ausrüstung 12 Mio. bis 14 Mio. Franken (ca. 12 Mio. Euro).
Jetpiloten-Ausbildungssystem PC-21
Die Pilatus PC-21 ist ein vollständig neu entwickeltes Flugzeug, welches für ein wesentlich breiteres Spektrum an Trainingseinsätzen ausgelegt ist, als dies bisher möglich war. Die Flugeigenschaften und die Systeme der PC-21 lehnen sich an moderne Jet-Trainer an. So wird ein leistungsfähiges Turboprop-Triebwerk (etwa dreimal stärker als das der PC-7) verwendet. Dieses verfügt durch eine elektronische Regelung über ein jetähnliches Ansprechverhalten.
Die PC-21 erreicht eine Höchstgeschwindigkeit von 690 km/h (0,72 Mach),
die Dienstgipfelhöhe beträgt über 11 km und sie hat eine Steigrate von 1220 m/min.
Kernstück der Avionik ist das neuartige digitale Cockpit, das an moderne Kampfflugzeuge angepasst ist. Mit dem sogenannten „open-architecture mission system“ ist das Flugzeug weit leistungsfähiger und flexibler als vorhandene Schulflugzeuge.
Die PC-21 wurde sowohl für die Basisausbildung, wie auch für das fortgeschrittene Pilotentraining konstruiert. Ein Großteil des Jet-Flugzeugtrainings kann auf der PC-21 absolviert werden. Lärm- und Umweltbelastungen sowie die Kosten sind dabei jedoch um ein Vielfaches geringer als bei Jet-Trainern. Die PC-21 ermöglicht es Schweizer Jungpiloten ohne teure Jettrainer-Flugstunden auf den F/A-18 Hornet oder jedes andere Kampfflugzeug der 4. Generation umzusteigen.
Auch das österreichische Bundesheer sollte über neue Wege in der Jetpiloten-Ausbildung nachdenken. Nachteile der PC-21 sind die eingeschränkte Flugleistung und geringe Höchstgeschwindigkeit im Vergleich zu einem modernen Jet-Trainer. Wenn man bedenkt, dass manche Piloten beim Umstieg von der PC-7 auf Saab 105 durch die höhere Geschwindigkeit irritiert sind, dann erkennt man, dass vor dem Umstieg auf den überschallschnellen Eurofighter, eine Zwischenstufe auf Jet-Trainer zur Vorbereitung günstig wäre. Dieser Ausbildungsabschnitt „Fighter Lead-In Training“ könnte in einer ausländischen Luftwaffe stattfinden und würde nur künftige Abfangjäger-Piloten betreffen. Die PC-21 sollte für den eingeschränkten Luftpolizeidienst bewaffnet werden, um Eurofighter-Einsätze zu minimieren, jedoch ist derzeit nach Erzeugerauskunft keine Bewaffnung vorgesehen.
Die französische Luftwaffe geht einen ähnlichen Weg und bestellte 17 Pilatus PC-21 am 30. Dezember 2016. Die einmotorigen Turboprop-Trainer werden für die Ausbildung der zukünftigen Militärpiloten bei der Armée de l'air eingesetzt, die nach der Schulung auf den Alpha Jet, auf das moderne französische Mehrzweckkampfflugzeug Dassault Rafale umsteigen können.
Ausbildung der Schweizer Militärpiloten
Nach Bestehen der fliegerischen Selektion absolvieren die Anwärter eine halbjährige militär-fliegerische Grundausbildung auf PC-7, welche unter anderem dazu dient, über die Spartenzuteilung auf Jet oder Helikopter zu entscheiden. Anschließend erfolgt eine einjährige Basisausbildung für Linienpiloten an einer zivilen Flugschule. Die fliegerische Weiterausbildung dauert danach zwei Jahre und erfolgt auf PC-7, PC-21 und F/A-18 für die angehenden Jet-Piloten. Dabei werden 30 Wochen mit dem Schulflugzeug PC-7 und 45 Wochen mit dem Turboprop-Trainer PC-21 geflogen. In der Ausbildung enthalten sind Themen wie Flugtechnik, Instrumentenflug, Verbandsflug, Navigation, JaBo-Angriffe, Luftpolizeidienst und Luftkampf. Jeder Flugschüler fliegt 210 Übungseinsätze mit der PC-21 und beginnt anschließend die Schulung auf der F/A-18 Hornet. Die Schweizer Luftwaffe besitzt hierzu 8 PC-21.
Dank des Einsatzes der PC-21 in der Pilotenausbildung konnte eine markante Einsparung des Kraftstoffes und eine Reduktion des Schadstoffausstoßes von 90% gegenüber dem vorherigen Ausbildungsweg mit F-5 Tiger-Jets erreicht werden. Zusätzlich konnten die Ausbildungs- und Betriebskosten um die Hälfte reduziert werden.
Flugsimulator PC-21
Der Flugsimulator des Turboprop-Trainers Pilatus PC-21 wird von den Firmen Pilatus, AMST Systemtechnik (Ranshofen /OÖ) und Airbus (EADS) erzeugt. Dabei ist Pilatus Aircraft als Hersteller des Schulflugzeuges die Leitfirma für den Simulatorbau und stellt innerhalb des Teams die Struktur- und Flugzeugelektronikkomponenten sowie die Aerodynamik- und Systemmodelle der PC-21 zur Verfügung. Airbus bringt seine umfassenden Erfahrungen aus der Entwicklung, Produktion und dem Betrieb der Eurofighter-Ausbildungssysteme ein und ist neben der Zuständigkeit für die Cockpitausrüstung vor allem für die Systemintegration verantwortlich. Neben der Lieferung von Simulationsmodellen ist die österreichische Firma AMST für die Fluglehrer-Station und Logistikelemente verantwortlich.
Im Cockpit des Simulators befinden sich alle Instrumente und Sichtgeräte, die der Pilot zur Steuerung des Flugzeuges benötigt. Ein Sichtsystem zeigt das Umfeld und die Landschaft für den Piloten. Auftretende Geräusche können dem Piloten eingespielt werden, damit ein guter Bezug zur Wirklichkeit hergestellt wird. Die Fluglehrer-Station ermöglicht die Kontrolle des Simulators und die Überwachung des Flugschülers.
Für die Nachbesprechung kann jeder Flug aufgezeichnet und später wiedergegeben werden.
Obst i.R. Kurt Gärtner
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Zwei Turboprop-Trainer PC-21
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Foto Pilatus Aircraft
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Cockpit – Schulflugzeug PC-21
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Foto Pilatus Aircraft