top of page

Terroristische Kampfführung

Terroristen greifen hauptsächlich nichtmilitärische Ziele an und nehmen bewusst eine große Anzahl von toten Zivilisten in Kauf, um medienwirksam die Ohnmacht eines Staates aufzuzeigen. Terroristische Aktionen sind durch ihre Unvorhersehbarkeit und Unkontrollierbarkeit gekennzeichnet, wodurch die alltägliche Sicherheit und Normalität in Frage gestellt wird. 

Die Ereignisse des 11. September 2001 mit etwa 3.000 Toten haben der Welt vor Augen geführt, dass Angriffe aus der Luft unter Verwendung von asymmetrischen Mitteln

(hier Verkehrsflugzeuge) Teil der sicherheitspolitischen Realität im 21. Jh. geworden sind.

Laut Interpol gehen jedes Jahr mehr als eine Milliarde Reisende an Bord eines Passagierflugzeuges, von denen niemand genau weiß, ob und wie gefährlich sie sind.

In den  letzten Jahren wurden relativ einfache Mittel bei Terroranschlägen in Europa eingesetzt, aber die Zeiten können sich ändern und wir sollten dann nicht ohne Schirm im Regen stehen. 

Luftfahrzeuge – terroristische Luftbedrohung

Grundsätzlich kommen drei Luftfahrzeugtypen für terroristische Luftangriffe infrage:

 - Bemannte Luftfahrzeuge (Hubschrauber, kleine Flächenflugzeuge und Passagierflugzeuge) 

 - Drohnen (UAV – Unmanned Aerial Vehicles)

- Marschflugkörper (Cruise Missiles)

Bemannte Luftfahrzeuge

Ein besonderer Vorteil in der Nutzung von zivilen Luftfahrzeugen liegt im Überraschungsmoment, da sie relativ leicht bis nahe an das Angriffsziel gelangen, bevor die feindlichen Absichten bemerkt werden. Von großen Passagierflugzeugen geht durch die Sprengkraft von Kerosin in Verbindung mit Sauerstoff eine erhebliche Gefahr aus. Die verstärkten Sicherheitsvorkehrungen an Flughäfen dürften das Risiko einer Wiederholung der Ereignisse vom 11. September 2001 minimieren, können sie jedoch nicht ausschließen. Eine große Bedrohung könnten künftig mit Sprengstoff beladene zivile Kleinflugzeuge darstellen, da es in Europa viele Startmöglichkeiten gibt und in diesen Flugzeugen eine relativ große Sprengstoffmenge transportiert werden kann.

Z.B. ein Kamikaze-Angriff auf ein voll besetztes Fußballstadion durch ein Kleinflugzeug, das mit hochexplosivem Sprengstoff beladen ist, hätte sicher fatale Folgen. Darüber hinaus dürfen auch landwirtschaftlich genutzte Sprühflugzeuge nicht übersehen werden, die für Angriffe mit biologischen oder chemischen Kampfstoffen genutzt werden könnten.

Drohnen

Sie sind relativ preiswert, technisch immer ausgefeilter und erobern zunehmend den Luftraum und die Schlagzeilen. Drohnen sind unbemannte Flugobjekte und werden durch einen Computer oder von einem am Boden befindlichen Menschen per Fernbedienung gesteuert und können mit Kamera, Sensoren bzw. Kampfmitteln bestückt werden.

Für Terroranschläge könnten handelsübliche Drohnen verwendet werden, die einerseits mit kleinen Raketen oder Mini-Bomben (Bomblets) bewaffnet oder anderseits mit Sprengstoff beladen sind und über dem Zielgebiet zum Absturz gebracht werden. Auch können biologische und chemische Kampfstoffe ausgebracht werden. Zivile Drohnen, die einige Kilogramm Sprengstoff transportieren können sind kommerziell bereits erhältlich.

Die Drohne HAT-8 C180 kann eine Nutzlast von 2,2 kg und der Hexacopter eine Nutzlast von

11 kg transportieren.

Besonders langsam und niedrig fliegende Drohnen könnten versuchen, militärische Radargeräte zu unterlaufen. So werden Luftfahrzeuge niedriger Höhe mit einer Geschwindigkeit von weniger als 130 km/h von manchen militärischen Radarsystemen nicht erfasst. Ein besonderes Risiko entsteht durch die Umrüstung von Kleinflugzeugen und Hubschraubern zu Drohnen. Sie werden auf den ersten Blick nicht als gefährliche Drohnen erkannt und können so leichter in eine Flugverbotszone eindringen. Zusätzlich birgt die Bekämpfung solcher Drohnen erhebliche politische Risiken, kann doch nicht ausgeschlossen werden, dass es sich um ein ziviles Flugzeug ohne feindliche Absichten handle. Auch große Modellflugzeuge, die mit Sprengstoff beladen werden, können als Drohnen für terroristische Zwecke verwendet werden.

Ein Beispiel: Drei mutmaßliche Al-Qaida-Mitglieder, zwei Tschetschenen und ein Türke, planten angeblich in Spanien Terroranschläge mit Modellflugzeugen. Sie wurden Anfang August 2012 verhaftet, als sie Spanien verlassen wollten.

Marschflugkörper

Marschflugkörper können sich ihrem Ziel rasch im Tiefflug nähern und dabei natürliche oder künstliche Objekte auf dem Flugweg als Deckung benutzen. Da sie in der Regel einem vorprogrammierten Kurs folgen, brauchen sie ihr Ziel nicht auf direktem Wege anzusteuern.

Sie können bspw. einen Umweg fliegen, um das Ziel von hinten anzugreifen.

Auch können sie einen Bogen um bekannte Radarstellungen fliegen.

Mit der Einführung von GPS haben sich viele in der Vergangenheit bestehende Probleme hinsichtlich Zielgenauigkeit reduziert. Die Abwehr von angreifenden Marschflugkörpern wird durch zwei Hauptprobleme erschwert: das Problem der Frühwarnung und der Zielidentifikation bzw. dessen Unterscheidung von eigenen Flugzeugen.

Die Bekämpfung von Marschflugkörpern stellt somit erhebliche Anforderungen an die Fliegerabwehr.

Oberst i.R. Kurt Gärtner

Terroristische Bedrohung aus der Luft

Teil 1

  • 11. September 2001 – WTC in New York,
    Foto USDoD

  • Iranischer Marschflugkörper C-802
    Foto: Wikipedia

bottom of page