Übergabe in Langenlebarn
Gemäß dieser Auflistung wurden dem Bundesheer auf dem Fliegerhorst Langenlebarn unter anderem
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10.000 Stück 7,62 mm Karabiner M 1944 (R) samt Zubehör sowie
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10.000 Stück 7,62 mm Maschinenpistole M 1941 (R) samt Zubehör
übergeben.
Das (R) gibt die Provenienz der Waffen an. Vermutlich hat der Bearbeiter während des Zweiten Weltkriegs in der Deutschen Wehrmacht gedient.
Dort war es nämlich üblich, bei der Beschreibung von Beutewaffen den Anfangsbuchstaben des Herkunftslandes in Klammer der Bezeichnung anzufügen.
Der Flugplatz Langenlebarn wurde Anfang April 1945 von den Sowjetischen Truppen erobert. Im Juli 1945 bekamen die US-Truppen den in der sowjetischen Besatzungszone gelegenen Flughafen zugewiesen. Die „US Air Force Station Tulln – Vienna“ bzw. „Tulln Air Base“ wurde dann am 30. September 1955 von den amerikanischen Besatzungstruppen an die Republik Österreich zurück-erstattet. Es ist anzunehmen, dass die sowjetischen Waffen deswegen gerade dort übergeben wurden, weil der Flughafen einerseits noch innerhalb des sowjetischen Sektors lag und andererseits über Anschlussgleise an das öffentliche Bahnnetz verfügte. Gemäß Amtsvermerk des Bundeskanzler-amtes/Amt für Landesverteidigung vom 7. Juni 1956 wurde das russische Heeresmaterial, zu dem auch sowjetische Kampfpanzer T-34/85 zählten, in weiterer Folge vom Flugplatz Langenlebarn per Eisenbahn in die Waffenzeuganstalt Wien im Arsenal überstellt.
Typisch Österreich
Der Transport nach Wien erleidet dabei aber ein österreichisches Schicksal:
Der (christlichsoziale) Bautenminister verbietet im Hinblick darauf, dass die sowjetischen Panzer über Stahlketten verfügen und die Straßen in Wien gerade erst wieder instandgesetzt wurden, die Weiterfahrt auf der Straße vom Bahnhof in das Arsenal. Zu groß war seine angebliche Angst vor neuerlichen Beschädigungen. Also fährt der Zug mit den Panzern unverrichteter Dinge wieder gegen Westen zurück. Entgegen der langläufigen Meinung, in der Geschichte wiederhole sich nichts, erfolgte dies doch einmal: Mit dem Argument, die Panzer beschädigen den Straßenbelag auf der Ringstraße, wurde die Teilnahme gepanzerter Fahrzeuge bei der Parade anlässlich des 40jährigen Jubiläums des Bundesheeres am 26. Oktober 1995, diesmal von den Sozialdemokraten, verboten (was übrigens den Verdacht zu lässt, dass der Straßenbelag von so schlechter Qualität ist, dass er sogar durch die mit Gummipolstern versehenen Ketten beschädigt werden könnte). Die Parade selbst geht damit auch in die Geschichte ein, und 100.000ende Wienerinnen und Wiener brachten ihren Unmut darüber, bei der Parade nur eine geschlossene Kolonne von Lastkraftwagen aller Art zu Gesicht zu bekommen, lauthals zum Ausdruck. Dafür gestaltete sich der Abmarsch der am Heldenplatz ausgestellten Panzer am Abend – sehr zum Ärger mancher Gutmenschen – zum umjubelten Triumphmarsch. Aber zurück zu den Waffen:
7,62 mm Karabiner M 1944 (R)
Das Mosin-Nagant (russisch Винтовка Мосина) ist ein russisches Repetiergewehr. Es handelt sich dabei um einen Mehrlader mit Drehzug-kolbenverschluss und zentraler Warzenverriegelung. Der Vorgänger des
M 1944, das „Drei-Linien-Gewehr“ Moisin-Nagant 1891, war bereits im Ersten Weltkrieg von der k. u. k. Armee als 7,62 mm (3 III) russisches Repetiergewehr M.91 verwendet worden. Das Gewehr selbst blieb bis nach dem Zweiten Weltkrieg Standardwaffe der sowjetischen Infanterie und wurde in verschiedenen Versionen (M 91/30 und M 44) auch von vielen Verbündeten der UdSSR gebaut und eingeführt.
7,62 mm Maschinenpistole M 1941 (R)
Das erste Modell wurde 1940 Georgi Semjonowitsch Schpagin entwickelt und, zusammen mit anderen Entwürfen, im gleichen Jahr getestet. Als die am meisten zufriedenstellende Waffe wurde die PPSch am 21. Dezember 1940 als 7,62-mm-Pistoljet-Pulemjot Schpagina obrasza 1941 goda (kyrillisch: 7,62 мм пистолет-пулемет Шпагина образца 1941 года – 7,62-mm-Maschinenpistole Schpagin, Modell 1941) in der Roten Armee eingeführt. Die Lebensdauer der Maschinenpistole wurde mit 30.000 Schuss angegeben, wobei die Waffe auch danach eine vernünftige Präzision und Zuverlässigkeit aufweist.
Zur Zeit der Entstehung der PPSch-41 war das Blechprägeverfahren nicht sehr verbreitet, dennoch wurden viele Teile der Waffe mittels Prägetechnik (Gesenkbiegen) hergestellt. Auf diese Weise konnte Material gespart und Herstellungskosten gesenkt werden. Ihre Fertigung war unkompliziert, so dass die Waffe nicht nur in Rüstungsfabriken, sondern auch in vielen kleineren Betrieben der Metallverarbeitung hergestellt werden konnte. Bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs wurden etwa 5,4 Millionen Exemplare der PPSch-41 gebaut. Insgesamt zählte die PPSch-41 zu den besten Waffen ihrer Zeit und Klasse. Ihre Vorteile waren schnelle und unkomplizierte Fertigung, einfache Zerlegung und Instandhaltung, sowie eine effektive Reichweite und eine enorme Feuerkraft.[1]
Ironie der Geschichte
1945 wurden Waffen gegen Österreicher, die als Soldaten der Deutschen Wehrmacht etwa an der Verteidigung Wiens beteiligt waren, eingesetzt.
1955 erhielt das Bundesheer diese Waffen zum Geschenk.
1956 wurden die Waffen von österreichischen Soldaten verwendet, um gegebenenfalls russische Soldaten daran zu hindern, Flüchtlinge aus Ungarn bis auf österreichisches Territorium zu verfolgen.
[1] Wikipedia.
Im Unterschied zu den Amerikanern, die dem Bundesheer Waffen nur auf Leihe überließen, wurden Österreich die Seitens der Sowjets überlassenen Waffen geschenkt. Ob aus Freundlichkeit, ob in der Hoffnung, Österreich dadurch zu Nachfolgekäufen in der Sowjetunion zu überreden, oder nur aus Bequemlichkeit, um sich den Rücktransport zu ersparen, bleibt dahin gestellt. Die Übergabe durch die Sowjets erfolgte jedenfalls akribisch auf Grund einer von ihnen selbst erstellten Stückliste.

Der 7,62 mm Karabiner G.44 (R) (so die österreichische Bezeichnung). Abweichend von den üblichen Karabinern ist das Bajonett beim G.44 fest mit dem Gewehr verbunden und wird zum Nahkampf ausgeklappt.

Rolf M. Urrisk
GESCHICHTE DER
BEWAFFNUNG
DES ÖSTERREICHISCHEN BUNDESHEERES
Folge 3

Die 7,62 mm MP.41 (R).

Beim Österreichischen Bundesheer wird die MP.41 wegen ihres kurzen Laufes speziell bei der ABC-Abwehrtruppe (im Bild ein Soldat im ABC-Schutzanzug misst mit dem Strahlenspürgerät EMB-3 die Verstrahlung des Geländes. Sein Kamerad sichert ihn dabei. Beide sind mit einer MP.41bewaffnet) und den Kradmeldern eingesetzt.

Das Bild stammt von einem Vergleichsschießen des Amtes für Wehrtechnik anno 1956 auf dem Schießplatz Mölln/Ramsau. Der Offizier im Vordergrund schießt mit einer MP.41 (R).

Nur der Soldat ist „echt“. Alles andere wurde dem Bundesheer von den Alliierten geschenkt. Und dabei kommt es zu kuriosen Kombinationen: Ein österreichischer Soldat der Panzerjägertruppe (rosa Aufschläge) in amerikanischer Uniform, bewaffnet mit russischer MP-41, vor einem amerikanischen Schützenpanzer M-21.