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„Ich bin gerade auf dem Weg ins Wilhelminenspital, um mit meinen rechten Oberarm anschauen zu lassen“, sagt Wanetschek als ich ihn früh am Morgen am Telefon erreiche. – „Was Schlimmes?“, frage ich. „Vermutlich ein Einriss in der Bizeps-Sehne“, vermutet er und fügt schmunzelnd hinzu: „In meinem Alter wird eben alles schon ein bisserl mühsamer.“ Gesundheitlich kämpft Wanetschek heute hauptsächlich mit alten Sportverletzungen. Für sein Alter hat er aber noch immer eine Superkondition, die er sich während seiner aktiven Militärdienstzeit antrainiert hat.

 

Begonnen hat dieses Training bereits während seiner Offiziersausbildung an der Militärakademie, die er 1961 als Leutnant in Richtung Infanterieschulbataillon nach Kaisersteinbruch verließ. Dort wurde er dann Ausbildungsoffizier und 1963 wechselte Wanetschek an die neugegründete Heeres-Sport und Nahkampfschule (HSNS) nach Wien, wo er sich um den Aufbau des Jagdkommandos und der Kleinkriegsausbildung im Heer kümmerte, gemeinsam mit Josef Herzog, heute Brigadier im Ruhestand, einem weiteren verdienten Offizier des Bundesheeres (das EINSATZ-MAGAZIN berichtete).

Nebenher profilierte sich Wanetschek im Säbelfechten, gewann sechs Mal die österreichischen Staatsmeisterschaften und wurde in dieser Spezies 1966 sogar Militärweltmeister. Danach absolvierte er in den USA einen Infanteriekampfkurs in Fort Benning und einen Spezialkampfkurs bei den Special Forces in Fort Bragg.

Er beendete diese Ausbildung als bester Nichtamerikaner. Aus den USA zurückgekehrt wurde „Jack“ dann Chef des Vorschriften- und Versichstabes der HSNS, die er 1981 als Kommandant übernahm. Als solcher schuf er die Grundlagen für die Führung von Kleinkriegen in Österreich wie auch für den Jagdkampf und Kommandounternehmen. Maßgeblich beteiligt war er auch an der Entwicklung des Bundesheerkampfmessers und der Jagdkampfverpflegung.

 

Nach seiner HSNS Chef-Funktion war Wanetschek als Jagdkommando-Nahkampfausbilder im Einsatz. Während des 8. Jagdkommando-Kurses, den ich 1970 in Hainburg absolvierte, war „Jack“ unser Karate-Lehrer.

Im Zuge seine Tätigkeit als Nahkampfausbilder nahm er auch an Übungen von Sondertruppen in Deutschland und Großbritannien teil, wo er sich Ätzes für das heimische Soldatentraining holte. „Ich war immer bemüht, die Ausbildung möglichst kriegs- und wirklichkeitsnahe zu gestalten“, betont Wanetschek und auf diesem Gebiet hat er tatsächlich wirklich gute Arbeit geleistet.

 

Die letzten vier Jahre vor seiner Pensionierung im Jahr 1994 verbrachte er als Regiments- und Brigadekommandeur. Zunächst befehligte er das Landwehrstamm-regiment 21 und danach die 2. Jägerbrigade. Obwohl diese Tätigkeiten nicht gerade das waren, was sich ein ebenso schneidiger, engagierter, bewegungs- und einsatzfreudiger Offizier wie „Jack“ als Abschluss seiner glanzvollen militärischen Karriere gewünscht hatte, so hat er in diesen Kommandeursfunktionen ebenfalls sein Bestes gegeben. Wanetscheks Leidenschaft jedoch ist und bleibt das Jagdkommando wie er freimütig eingesteht. Daher trifft er sich noch heute so oft es geht mit den Veteranen dieses vormaligen Kleinkriegs- und späteren Spezialkräfteverbandes, in dem heute auch einer seiner Neffen als aktiver Fernmeldeoffizier tätig ist.

 

Auch in den 21 Jahren seit seiner Pensionierung ist Wanetschek nicht untätig geblieben. Am Anfang seines Ruhestandes war er zunächst noch in beratender Funktion für das Jagdkommando tätig, außerdem trainiert er noch dreimal pro Woche den Säbelfechternachwuchs und Selbstverteidigungswillige. Zum Glück, denke ich, hat sich Wanetschek seinerzeit – das ist die Zeit gleich nach seiner Matura im Jahr 1952 – nicht für eine Karriere bei seinem allersten Arbeitgeber entschieden – das war die Donaudampfschifffahrtsgesellschaft (DDSG).

Von Kurt Guggenbichler

 

Zu den herausragenden Offizieren, die dieses Bundesheer seit seiner Gründung hervorgebracht hat, gehört auch Oberst i. R. Josef Wanetschek.

Drei Jahrzehnte lang hat der Wiener die Infanterie- und Jagdkampfausbildung in dieser Armee geprägt und ihr durch seine sportlichen Aktivitäten auch zu Ansehen verholfen. Außerdem hat „Jack“ die „Täglichen 12“-Frühsportübungen weiterentwickelt und beim Bundesheer eingeführt. Wirklich gedankt hat man ihm seine Verdienste nicht. Noch heute trainiert der 81-Jährige bei der Union den Säbelfechternachwuchs und gibt beim HSV-Unterrichtsstunden in Selbstver-teidigung: beispielsweise im Kickboxen.

Oberst i.R. Josef WANETSCHEK

Ein Offizier wie aus dem Bilderbuch

Jagdkommando-Legende Oberst i. R.

Josef „Jack“ Wanetschek.

Jagdkommando-Gründungsväter „Jack“ mit

Brigadier i. R. Josef Herzog.

Wanetschek in seiner Glanzzeit als

erfolgreicher Säbelfechter.

Der heute 81-Jährige beim

Kickbox-Training.

Säbelfechternachwuchs-Trainer Jack mit seinen Auszubildenden.

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